Colditz, Sachsen, Landkreis Leipzig

Alte Brauerei, Colditz

Kreative Nachnutzungen der ‘Alten Brauerei’: Direkt am Markt sollen zukünftig Atelier-, Co-Working- und Ausstellungsflächen sowie gastronomische Angebote entstehen.

Das Objekt

Die zwei denkmalgeschützten Hauptgebäude des Objektes sind das Malzhaus, das direkt am Markt liegt, und die Darre, die sich an der Rückseite des Malzhauses befindet. Hinter den Hauptgebäuden erstreckt sich das 1.780 qm große Grundstück mit einem Innenhof, um den sich insgesamt elf Gebäudeteile gruppieren, unter anderem das Sudhaus, das Tankgebäude, das Sozialgebäude und weitere Anbauten. Das zentral gelegene Malzhaus am Markt ist nur über das Sudhaus zugänglich.

Die Lage

Die ehemalige Brauerei befindet sich zwischen Marktplatz und Bundesstraße 107 mitten in der Altstadt von Colditz. Die Stadt liegt ca. 35 km von Leipzig entfernt im Süden der Region Leipziger Muldenland. Die Zwickauer Mulde fließt durch die Kleinstadt mit ca.  8.000 EinwohnerInnen hindurch und vereinigt sich nördlich von Colditz mit der Freiberger Mulde. Das Gebiet der Muldenlandschaft ist topografisch durch Auen und Taleinschnitte charakterisiert und wird als Identifikationsraum touristisch zum Wandern und mit dem Rad genutzt. Die Geschichte der Stadt ist von der Adelsansiedlung ab dem 11. Jahrhundert in der Burgwarde Rochlitz, Leisnig und Colditz geprägt. Das Schloss Colditz ist das Wahrzeichen der Stadt und befindet sich nahe dem historisch gewachsenen kompakten Stadtkern mit dem Markt als Herzstück. Die Schlossstadt ist ein beliebtes Ausflugsziel für TouristInnen, die entlang des Mulderadwegs fahren.

Der Ort

Direkt am Colditzer Markt gelegen, erstreckt sich die Alte Brauerei über mehrere Gebäude. 1594 gegründet, gehörte die Brauerei zu DDR-Zeiten als VEB Brauerei Colditz zum VEB Getränkekombinat Leipzig. 1996 wurde der Betrieb eingestellt. Die Insolvenz des Investors der Brauerei führte zur Stilllegung der gewerblichen und industriellen Produktion. Knapp 20 Jahre lag das Gebäudeensemble leer, bis 2016 der Stadtrat Colditz beschloss, die Anlage zu kaufen. Seither setzten sich Stadtverwaltung und Bevölkerung dafür ein, das Gebäude einer neuen Nutzung zuzuführen, wobei die AkteurInnen von KooperationspartnerInnen wie der TU Dresden, der LAG Leipziger Muldenland und der Avilox GmbH unterstützt werden. Durch die Anbindung an den Marktplatz sind verschiedene Einkaufsmöglichkeiten und gastronomische Angebote vorhanden.

Die Menschen

Durch den demografischen Wandel liegt das Durchschnittsalter der ländlichen Bevölkerung in Colditz bei 50 Jahren. Junge Menschen fehlen hier im ländlichen Raum, während sich die Unternehmen durch das stetige Wachstum der Stadt Leipzig ausdehnen und neue Standorte aufsuchen. Dafür möchte Colditz die Möglichkeit schaffen, agile Arbeitsplätze für Unternehmen bereitzustellen und Kreativbereiche für KünstlerInnen zu schaffen, die nach Möglichkeit auch durch Übernachtungsangebote ergänzt werden. So sollen junge Unternehmen mit einem Co-Working- und Kunstangebot angesprochen und in die historische Stadt gezogen werden. Kunst und Kultur soll in der Gemeinde stärker gefördert werden. Deshalb wünscht man sich den Zuzug von kreativen NutzerInnen, Künstlerinitiativen und Vereine. Um Ideen für mögliche Nachnutzungen zu sammeln, haben Studierende der TU Dresden eine Umfrage erstellt und die Bevölkerung der Stadt Colditz nach ihrer Meinung zu Themen wie Co-Working-Spaces und multiplen Nutzungsräumen befragt. So konnten die BürgerInnen in den Entwicklungsprozess der Brauerei mit einbezogen werden.

Leben und Arbeiten vor Ort

Das gesamte Gebäudeensemble soll zukünftig der Zusammenkunft im Ort sowie der Belebung des Marktplatzes dienen. Zur Entstehung von Atelier-, Co-Working- und Ausstellungsflächen wie auch gastronomischen Angeboten soll zukünftig eine Passage zwischen den neuen  Weiterhin wird der Hof durch die Schaffung einer Passage zwischen dem neuen Busbahnhof und dem Markt die touristische Durchwegung des Ortes positiv beeinflussen. Die oberen Etagen des Malzhauses als Atelier-, Co-Working- und Ausstellungsflächen mit besonderem historischem Charakter bilden mit vielen und vielseitigen Nutzungsflächen im Sudhaus einen zusammengehörenden Kreativraum. Weitere Veranstaltungsräume, KünstlerInnenwerkstätten, Co-Working-Plätze und gastronomische Nutzungen sind in den Anbauten rund um den Hof angedacht und sollen NutzerInnen verschiedener Kreativbereiche anziehen.

Zukunft vor Ort

Im ersten Schritt werden Maßnahmen zur Notsanierung getroffen, an denen sich Recherchen zur Fördermittelakquise anschließen. Langfristig soll das Gebäudeensemble als neues Kreativzentrum der Stadt Colditz erlebt werden. Verschiedene Personengruppen können sich künstlerisch, aber auch beruflich ausleben und gemeinsam neue Ideen entwickeln. Mit der Restauration des Gebäudes ergibt sich die Chance, kunstbegeisterte Menschen aus den umliegenden Großstädten für die vielen Vorteile des ländlichen Lebens zu begeistern.

Besonderheit

Die Alte Brauerei besitzt viele Gebäudeteile aus verschiedenen Zeiten, welche teilweise stark verfallen sind und entweder notsaniert oder nur stückweise erhalten werden können. Das Grundstück ist zum Großteil unterkellert. Die Gebäude haben teilweise sehr niedrige oder große Raumhöhen, die aus der historischen Nutzung als Brauerei hervorgehen. Durch die Kooperation mit der TU Dresden und der LAG Leipziger Muldenland wird im Rahmen eines Seminars an der TU Dresden im Sommersemester 2020 ein Konzept für die Nachnutzung des Objekts erarbeitet. Zudem ist die Alte Brauerei Bewerberin im Forschungsprojekt WAL (Kreatives Wohnen und Arbeiten auf dem Land), einem Vorhaben des Leipziger Instituts für Kommunikation (LEIIK). Nicht zuletzt stellt die geographische Lage zwischen Dresden, Leipzig und Chemnitz und die Anbindung an die Bundesstraße einen Vorteil für die Ansiedlung von Kultur- und Kreativwirtschaft aus der Region dar. Die intensive Zusammenarbeit zwischen Verwaltung, Wissenschaft und Bevölkerung schafft Transparenz, die viel Freiraum für Nachnutzungsideen offen hält.

Herausforderungen

Das Gebäude ist stark sanierungsbedürftig und muss vorerst notsaniert werden. Die historische Nutzung als Brauerei bringt spezielle Raumhöhen, sehr geringe Wandöffnungen und ein Höhenversprung zum Markt sowie zur Rückseite, dem zukünftigen Busbahnhof, mit sich. Außerdem müssen bestimmte Denkmalschutzauflagen in die Sanierung einbezogen werden, um qualitativ hochwertige Innenräume schaffen zu können, ohne den geschichtlichen Wert des Gebäudes zu zerstören. Auch die stark verfallenen Gebäude sollen zumindest teilweise erhalten bleiben, um den Charakter des Innenhofes zu erhalten. Trotz der vielen Eingriffe, die an den Gebäuden vorgenommen werden müssen, begeistert das Gebäude mit historischem Charme, der durch Überbleibsel des Brauereibetriebes sowie den geschichtsträchtigen Räumen geprägt ist.

Fakten

Status:sanierungsbedürftig, notgesichtert
Zeitplan:ungewiss
Engagement:Stadt Colditz
Grundstücksgröße:1.780 qm
Gebäudetypen:denkmalgeschützte Brauerei
Inhaberin:Stadt Colditz
Infrastruktur:zentral am Markt gelegen, nahe zukünftigem Busbahnhof