Wurzen, Sachsen, Landkreis Leipzig

Kanthaus Wurzen

Aktivierung von kreativen Ideen, Wertschätzung von Natur und Gemeinschaft und Unterstützung bei der Umsetzung von Nachhaltigkeitsprojekten - Das Kanthaus ist ein Möglichkeitsraum für Menschen und Gruppen, die in Gemeinschaft leben und arbeiten möchten. Mit ihren Projekten geben die AkteurInnen einen Impuls, leerstehende Gebäude kreativ zu nutzen und damit ihr Umfeld bunter zu machen!

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Das Objekt

Verortet in der Ostvorstadt, dem ehemaligen Arbeiterviertel von Wurzen, befanden sich in den beiden Häusern nach der Errichtung eine Bäckerei und eine Glaserei. In den 50er- bis 90-er Jahren wurden die Häuser als klassische Mehrfamilienhäuser mit mehreren separaten Wohnungen genutzt. Nach circa fünf Jahren Leerstand konnten die Häuser von dem Verein „Haus Kante w.V.“ gekauft und durch den gemeinnützigen Verein „Wandel Würzen e.V.“ als Projekthäuser wiederbelebt werden.

Die Lage

Das Kanthaus liegt in Wurzen, einer großen Kreisstadt im Nordosten des Landkreises Leipzig. In regelmäßiger Taktung fahren S-Bahn und Regionalbahn nach Dresden, Leipzig und Halle.

Der Ort

Der Verein gründete das Kanthaus mit dem Gedanken, selbstbestimmtes Arbeiten ohne finanzielle oder gesellschaftliche Zwänge zu ermöglichen. Die Menschen hier können so ihr volles Potenzial ausschöpfen, die vorhandenen Ressourcen nutzen und mit ihren Projekten zum sozial-ökologischen Wandel beitragen. Zwei ehemalige Mehrfamilienhäuser werden als Projekthaus genutzt, die von durchschnittlich 12-15 Menschen bewohnt sind. Die Zahl fluktuiert während des Jahres stark, da auch Gruppen die Häuser nutzen. Im Kanthaus wird funktional gewohnt, d.h. es gibt keine privaten Räume oder Wohnungen. Stattdessen werden die Räumlichkeiten z.B. als Gemeinschaftsschlafräume, reservierbare Rückzugszimmer, wie auch als Gemeinschaftsbüros oder Werkstätten verschiedener Art genutzt.

Die Menschen

Da die Zahl und Zusammensetzung der Menschen vor Ort nicht konstant ist, sind nicht immer alle Menschen, die sich als Teil des Kanthauses sehen, vor Ort. Die AkteurInnen nutzen ein Positionssystem, um sichtbar zu machen, welche Beziehung Menschen zum Kanthaus haben. Dabei begreifen sich alle als unterschiedlich zugehörig zum Ort, sind aber ein Teil davon. Die hier lebende Gruppe ist mit der Zeit stabiler geworden und versteht sich immer mehr als Gemeinschaft, die für die Weiterentwicklung und den Erhalt des Kanthauses sorgt. Die Gemeinschaft kann wohl am ehesten als eine Art große Familie gesehen werden, die mehr oder weniger in der Welt zerstreut, aber durch gemeinsame Werte und Erlebnisse miteinander vernetzt und je nach Lebensumstand oder Entfernung in Kontakt ist.

Leben und Arbeiten vor Ort

Das Kanthaus ist ein Commons-Projekt, fast alles kann von allen genutzt werden. Die Wohn- und Arbeitsräume, aber z.B. auch Werkzeuge, Fahrräder, Kleidung und Lebensmittel stehen gleichermaßen Menschen, die hier leben und auch die zu Gast sind zur Verfügung. Die BewohnerInnen legen großen Wert auf die Wiederverwendung und das Teilen von Ressourcen. Das Kanthaus möchte erfahrbar machen, wie gemeinschaftliches Zusammenleben und die Nutzung von Gemeingütern möglich wird. Es geht darum herauszufinden, wie möglichst ressourcenschonend gelebt werden und frei von ökonomischen Zwängen an Nachhaltigkeitsprojekten gearbeitet werden kann. Das Kanthaus ist in einem stetigen Lernprozess und teilt seine Erfahrungen gern.

Zukunft vor Ort

Die BewohnerInnen leben einen bewussten und effektiven Umgang mit Ressourcen und sind Teil eines großen (inter-)nationalen Netzwerkes von ökologisch und sozial eingestellten Menschen. Das Netzwerk soll auch in Zukunft weiter ausgebaut werden. Zudem stehen weitere, größere Renovierungsarbeiten an, wie z.B. Dachreparaturen. Das Kanthaus selbst ist ein Projekt, an dem die hier lebenden Menschen arbeiten. Sei es bei der Renovierung des Gebäudes, der Weiterentwicklung einer Sozialstrukur, der bestehenden Selbstverwaltung oder durch Vernetzungsarbeit in der Stadt und der Durchführung von Veranstaltungen für WurzenerInnen.

Besonderheit

Die vielen Projekte, die aus dem Kanthaus in die Region wirken, verbindet die Verbreitung einer Kultur des Teilens. Es findet regelmäßig der Offene Dienstag statt, der zur Begegnungsstätte von WurzenerInnen wurde. Die Angebote sind ein Repair-Cafe, ein Umsonstladen und ein foodsharing Fair-Teiler. Weiterhin stößt das Kanthaus die Zusammenarbeit von AkteurInnen in der Stadt an und möchte Angebote schaffen, um die Bevölkerung zu einem Umdenken anzuregen. Beispielsweise durch eine Fahrrad-Reparaturstation oder gemeinsame Kochaktionen mit geretteten Lebensmitteln.

Herausforderungen

Die großen Sanierungsarbeiten erfordern viele helfende Hände, die die Projekte umsetzen. Dazu finden regelmäßige Bauwochen statt, die auf der Website angekündigt werden. Darüber hinaus sind die Mitglieder immer auf der Suche nach Materialien (auch z.B. gebrauchtes, aber noch intaktes Baumaterial) und sind generell über finanzielle Unterstützung dankbar.
Bild von Kanthaus Wurzen

Fakten

Status:in Nutzung
Zeitplan:Juli 2017
Engagement:gemeinnütziger Verein „Wandel Würzen e.V.“
Grundstücksgröße:Wohnfläche: 400qm
Gebäudetypen:Mehrfamilienhäuser
Inhaberin:Haus Kante w.V.
Infrastruktur:~30km von Leipzig, sehr gute ÖPNV-Anbindung