Bad Düben, Sachsen, Landkreis Nordsachsen
Kulturbahnhof Bad Düben
Alte Kulturdenkmäler mit Geschichte und nostalgischem Charme gibt es immer weniger. Viele der alten historischen Gebäude werden teilweise tot saniert oder gänzlich abgerissen. Brachflächen und sogenannte Lost Places verschwinden oder ordnen sich allein gewerblichen und marktwirtschaftlichen Strukturen unter. In Bad Düben gibt es kaum Orte für genreübergreifende Veranstaltungen der schönen Künste, die an der Schnittstelle von Markt/ Staat und Ehrenamt operieren und damit innovative Wohn-, Kultur- und Wirtschaftsstätten erproben. Die Bahnhofsgenossenschaft Dübener Heide e.G. ist die Nutzerin des Bahnhofs Bad Düben. Der Bahnhof soll mittelfristig ein besonderer Anziehungspunkt für Bürger:innen, Tourist:innen, Kurgäste und Kreativwirtschaftler:innen werden. Als Begegnungszentrum für den Austausch und die Entwicklung von Ideen in naturfreundlicher Umgebung erhoffen sich die Initiator:innen eine Sogwirkung auf andere Städte und Gemeinden.
zur Website Das Objekt
1894 errichtet, war der Bahnhof über 100 Jahre in Betrieb. Im Jahr 2004 wurde der reguläre Zugbetrieb eingestellt. Der Bahnhof beherbergte die Bahnpost (Stückgutversand) und die Mitropa (Kneipe), die ebenfalls ihren Betrieb aufgaben.
Der Bahnhof ist denkmalgeschützt, unterkellert, hat ein Erdgeschoss, erstes Stockwerk und ein z.T. ausgebautes Dachgeschoss. Dienstwohnungen gehörten immer schon zur Bahnhofsnutzung. Später wurden diese auch bis zum Jahr 2000 als Wohnraum genutzt.Die Lage
Das Bahnhofsgebäude befindet sich in Bad Düben im Landkreis Nordsachsen und liegt zugleich im Naturpark Dübener Heide (https://naturpark-duebener-heide.de).
Die Umgebung des Bahnhofs ist kleinstädtisch geprägt, umgeben von Gewerbe und Wohnbebauung und grenzt an landwirtschaftliche Flächen.Der Ort
Der Bahnhof wurde 2012 von Michael Kühn in Kooperation mit der Bahnhofsgenossenschaft Dübener Heide e.G. gekauft. Seitdem besteht die Nutzung vorrangig als Lagerfläche sowie Werkstatt und seit 2018 für kleinere Projekte: LANDschafftTHEATER, Jazzfest und Workshops mit den Staatlichen Kunstsammlung Dresden.
Durch Sicherungsmaßnahmen konnte seit 2012 der weitere Verfall aufgehalten werden. So wurden 2019 die Sanitäranlagen und die Beleuchtung provisorisch in Betrieb genommen; der ehemalige Mitropa-Raum (Kneipenraum) des Bahnhofs ist daher für einzelne Kunst- und Kulturveranstaltung nutzbar. Gleichwohl bleibt das Gebäude sehr stark sanierungsbedürftig. Seit 2019 arbeiten Michael Kühn (Bahnhofsgenossenschaft Dübener Heide e.G.), Torsten Reinsch (Verein Dübener Heide/ Ortsgruppe Gemeinschaftsgarten am Wasserturm) in Kooperation mit Michael Marschall (Diakonie Bad Düben) und in Unterstützung durch „Kreatives Sachsen“ an der Entwicklung eines Nutzungskonzeptes für das Bahnhofsgebäude, das als „Kulturbahnhof Bad Düben“ unter dem Dach der Bahnhofsgenossenschaft Dübener Heide e.G. entstehen soll.Die Menschen
Das Projekt richtet sich an Musiker:innen, Künstler:innen, Handwerker:innen, Autor:innen, Filmemacher:innen, Gartenfreunde, Akteure:innen der Jugend-, Sozial- und Flüchtlingsarbeit etc.; also weitestgehend Kreative, Kommunikative und Integrative jeden Alters, die Konzentration sowie Platz für ihre Arbeit brauchen und gleichzeitig Lust auf Mitgestaltung, Ideenentwicklung, Verwirklichung, Austausch und Eigeninitiative haben. Aber auch „normale Mieter“, die in einem entsprechenden Umfeld wohnen wollen und können, sind erwünscht. Aktuell wird die Möglichkeit geprüft, ob die Diakonie/AWO aus Bad Düben die Räumlichkeiten nutzen kann. Auch die Musikschule in Bad Düben soll als möglicher Nutzer angefragt werden. Weitere zukünftige Mieter:innen sind notwendig und sollen aus den oben genannten Bereichen kommen.Arbeiten und Leben vor Ort
Als Eigentümerin des Bahnhofs Bad Düben möchte die Bahnhofsgenossenschaft Dübener Heide e.G. einen besonderen Anziehungspunkt für Bürger:innen, Tourist:innen, Kurgäste und Kreativwirtschaftler:innen aufbauen. Zur Förderung des friedlichen Zusammenlebens verschiedener Lebensbereiche und Kulturen soll in diesem Rahmen zukünftig sozialverträglicher Wohnraum geschaffen und vermietet werden.
Der Kulturbahnhof verbindet dabei gemeinschaftliche Arbeits- und Lebensräume mit Kreativwirtschaft in Bad Düben. Als vielschichtige Begegnungsstätte bietet der Bahnhof Lebens- und Arbeitsort für kommerzielle, gemeinnützige und private Akteure aus dem Kunst-, Kultur-, Fürsorge- und Bildungsbereich. Mit Unterstützung der zukünftigen Nutzer:innen und in Anlehnung an das Konzept “Selbst-Ausbauhaus“ soll der Bahnhof umgestaltet werden. Für ein Zusammendenken von Arbeit und Wohnen streben die Initiator:innen ein betriebswirtschaftliches Konzept an, das sich durch Teilnutzungen, etwa durch die Diakonie Bad Düben, trägt. Ein weiterer Teil steht für gemeinschaftliches Wohnen zur Verfügung, ergänzt um weitere Räumlichkeiten für Kunst- und Kulturveranstaltungen. Auch der auf dem gegenüber dem Bahnhof gelegene Gemeinschaftsgarten – dessen Ortsgruppe zum Verein Dübener Heide gehört - ist Teil des kooperativen Ensembles des Kulturbahnhofprojektes. Eine solche Kooperation könnte ggf. beispielhaft auf andere Städte und Gemeinden wirken.Zukunft vor Ort
LANGFRISTIG soll der Bahnhof im Sinne der Genossenschaftszwecke als Kulturbahnhof entwickelt und die Baukultur erhalten werden. Er soll als vielschichtige Begegnungsstätte funktionieren, in der gemeinnützige, private und kommerzielle Akteure aus dem Kunst-, Kultur-, Fürsorge- und Bildungsbereich zusammen einen Lebens- und Wohnstandort aufbauen. Er soll durch die Genossenschaft saniert, in ein Betreiberkonzept überführt und letztlich kostendeckend genutzt werden.
MITTELFRISTIG soll der Bahnhof gemeinsam mit den zukünftigen Nutzern und in Anlehnung an das Konzept „Selbst-Ausbauhaus“ gestaltet werden (Quelle: http://www.haushalten.org/de/ausbauhaus.asp). Die Sanierung des Baukörpers (Dach, Wasser, Heizung) soll zunächst durch die Genossenschaft erbracht werden. Anschließend bietet sie den Nutzern an, den Bahnhof als "Selbst-Ausbauhaus" für eigene Zwecke zu gestalten: Es gibt Wohnräume und es gibt große Räume, die sich z.B. als Atelier, Veranstaltungsorte oder Werkstatt eignen. Die Nutzer können z.B. als Einzelperson oder als Gruppe einen Vertrag mit der Genossenschaft schließen oder das Ganze unter dem Dach der Genossenschaft umsetzen.
KURZFRISTIG bedarf diese Projektidee beratender Unterstützung bei der Fortentwicklung eines Nutzungskonzeptes, der Erschließung zukünftiger Nutzer und der Beratung bei der Akquise von Finanzmitteln, der Durchführung, Definition und Planung der Bauabschnitte und der Entwicklung der vertraglichen Verhältnisse der Unterstützer.
Aktuell werden daher belastbare Kooperationsgespräche mit der Diakonie/AWO geführt, die in ca. 2 Jahren einen dringenden Flächenbedarf von 150 qm haben (deren Baracken werden in Bad Düben abgerissen). Dieser Flächenbedarf könnte im Bahnhof vorübergehend mit überschaubarem Aufwand auch vor der eigentlichen Bahnhofssanierung zur Verfügung gestellt werden.
Ebenso werden Gespräche mit der Musikschule in Bad Düben angebahnt, die ebenfalls in dem für den Abriss vorgesehenen Barackenkomplex untergebracht sind, den auch die Diakonie/ AWO verlassen muss. Deren Flächenbedarf wird noch geprüft.Besonderheit
Eine Besonderheit ergibt sich aus dem Umfeld: Es besteht aus einer vielfältigen Mischung von "Industriebrachen", grüner Infrastruktur, denkmalgeschützter Objekte, Nähe zum kleinstädtischen Ortskern und ländlichem Raum. In fußläufiger Entfernung befindet sich ein Baumarkt, Landwirtschaft sowie eine Kleingartensiedlung. Die Umgebung ist wenig lärmempfindlich und es besteht viel Platz im Außenbereich für unterschiedlichste Aktivitäten hinsichtlich Kunst, Kultur und Pädagogik. Auch die Kooperation mit dem „Gemeinschaftsgarten am Wasserturm“, direkt gegenüberliegend zum Bahnhof, birgt vielfältige kommunikative und kreative Potenziale.Herausforderungen
Auch wenn das Projekt viel Zuspruch von außerhalb erfährt, werden die Aktivitäten vor Ort hauptsächlich von Ehrenamtlern umgesetzt. Eine weitere Schwierigkeit liegt in der Entwicklung des Nutzungskonzepts, das nur dann wirklich erarbeitet werden kann, wenn die Nutzer:innen bzw. relevante Unterstützer gefunden sind. Denn insbesondere über diese muss das Projekt auch die nötigen finanziellen Mittel generieren. Die potentiellen Nutzer lassen sich jedoch nur dann überzeugen, wenn der Projektträger ein möglichst einleuchtendes Nutzungskonzept vorlegt. Aus dieser „Startschwierigkeit“ ergibt sich daher eine Lücke zwischen den vielfältigen, aber eher unkonkreten Interessenbekundungen und der langfristigen Bindung von Akteuren mit konkreten Ideen an das Objekt. Neben dem Bahnhof Bad Düben setzt sich die Bahnhofsgenossenschaft Dübener Heide e.G. auch für die Rettung des Bahnhofs Söllichau ein. Dafür sollen sowohl die historischen Bahnhofsgebäude und Bahnanlagen als auch die umliegenden Gärten und Baumalleen entlang der Bahnstrecke erhalten bleiben.