Das Objekt
Das ehemalige Kulturhaus in Brandis wird wieder reaktiviert und um einen Neubau erweitert. Die Idee geht dahin, den Altbau in seiner Funktionalität als repräsentativen Ort zu erhalten und diesen als Schnittstelle zur Öffentlichkeit zu denken. Der von einem besonderen DDR-Charme umgebene zentrale Bau soll in Zukunft durch einen Neubau für Werkstätten und einen Makerspace ergänzt werden. Beide Objekte werden durch eine Brücke nicht nur inhaltlich sondern auch baulich miteinander verknüpft.
Die Lage
Gegenüber des Beuchaer Bahnhofs befindet sich in Sichtweite das ehemalige Kulturhaus. Der Ortsteil von Brandis liegt 15 km Luftlinie von Leipzig entfernt und ist mit dem Zug in ca. 15 Minuten erreichbar. In den Hauptverkehrszeiten fahren die Züge alle 30 Minuten, zu anderen Tageszeiten verkehrt die Bahn im Stundentakt.
Der Ort
Zwischen 1920 und 1930 erbaut, wurde das Gebäude als Gaststätte „Feldschlößchen” betrieben und in den 1970er Jahre durch einen Anbau erweitert. Zu dem gastronomischen Angebot entwickelte sich 1976 ein Cafébetrieb. Als fester wirtschaftlicher, kultureller und touristischer Bestandteil der Ortschaft war das Kulturhaus ein lebendiger Knotenpunkt im Leipziger Umland, bis die Gaststätte und das Café keine NachnutzerInnen fanden und das Gebäude über 20 Jahre lang brach lag. Um das Objekt neu zu beleben, wurden ein Nutzungskonzept und eine Machbarkeitsstudie erarbeitet. Ausreichend Einkaufsmöglichkeiten und Einzelhandel befinden sich in der Dorfstraße, nur wenige Fußminuten vom Kulturhaus entfernt. Der Ausbau des Glasfasernetzes in Brandis ist aktuell in Arbeit.
Die Menschen
Fernab der städtischen Hektik und Getriebenheit entsteht ein Raum für junge und erfahrene EinzelunternehmerInnen, Kreative und Kulturschaffende, die in Brandis konzentriert ihren Projekten nachgehen können. Durch die günstige Lage in Großstadtnähe und gleichzeitig dörflichem Charme bietet das Kulturhaus die Möglichkeit, eine Schnittstelle zwischen ländlichem Raum und urbanen Arbeits- und Lebensbedingungen zu sein. So werden Synergieeffekte zwischen der Bevölkerung vor Ort und Kreativen aus dem städtischen Raum geschaffen. Die konkrete Nutzung wird sich aus den Bedarfen aller beteiligter Menschen ergeben. Um dieser Vision näher zu kommen, werden schon jetzt Netzwerke und Kooperationen zwischen Brandis und städtischen Co-Working-Spaces sowie begleitenden Institutionen aufgebaut.
Leben und Arbeiten vor Ort
Die Köpfe der Aktiven sind gefüllt mit vielfältigen Ideen für eine kulturelle Neubelebung des Ortes. Neue Arbeitsformen treffen hier auf bürgerschaftliches Engagement: Für die zukünftige Nutzung im ehemaligen Kulturhaus sindbeispielsweise Café, Kantine, Veranstaltungssaal und andere Begegnungsräume angedacht, während der Neubau vor allem für Ateliers, Co-Working und temporäre Übernachtungsmöglichkeiten vorgesehen ist. Ein Garten hinter dem Hauptgebäude lädt dazu ein, entstehenden Ideen Luft zu geben und Gedanken aus dem Gebäude herauszutragen. Das ehemalige Kulturhaus wird zu einem Gebäudekomplex, der als Nährboden für Inspiration und als Accelator für innovative Vorhaben fungiert. Durch die Wiederbelebung des Kulturhauses soll auch zur Förderung der regionalen Wertschöpfungskette beigetragen werden.
Zukunft vor Ort
Der äußere Rahmen zur Neu- und Umgestaltung des Kulturhauses wurde im Nutzungskonzept bereits festgesetzt. Relativ offen gehalten ist hingegen die Ausstattung des Innenbereichs sowie die räumliche Einteilung. So können (potenzielle) AkteurInnen ihren Arbeitsplatz selbst mitgestalten. Die InitiatorInnen erhoffen sich, dass das ehemalige Kulturhaus ein Ort für die lokale und überörtliche Bevölkerung wird, die sich durch den Austausch gegenseitig bereichern und neue Idee entwickeln können.
Besonderheit
Die Nähe zur Stadt Leipzig fördert den Austausch mit Kreativen aus der Stadt und stärkt die Kooperationen zwischen Land-Stadt. Nicht nur die Lage im Leipziger Umland macht Brandis zu einer attraktiven Kommune. Die Gemeinde hat in der Vergangenheit viele Maßnahmen ergriffen und dafür (über)örtliche Aufmerksamkeit erhalten. Besonders hervorzuheben sind die zukunftsweisenden Verwaltungsprozesse in Brandis, welche Transparenz und Offenheit in den Mittelpunkt stellen. Die Stadt inspiriert als “Modellkommune Open Government” beispielsweise mit der Plattform “Mit Mach Stadt”, die es BürgerInnen ermöglicht, lokale Projekte zu fördern und mitzugestalten. Durch diese Ansätze dient Brandis als gutes Beispiel für Kommunen in ganz Deutschland im Bereich “Open Government” und “Digitalisierung”. Um die Entwicklungen weiterzutragen, ist unter anderem die Einrichtung eines regionalen Open Government Labors geplant. Diese kreativen und bürgernahen Strukturen lassen erahnen, welchen Farbton das Kulturhaus zukünftig erhalten soll.
Herausforderungen
Zur Umsetzung eines zukünftig belebten Zentrums bedarf es ein nachhaltiges Betreiberkonzept, das sich dauerhaft selbst trägt. Bisher ist lediglich ein Teil der Fördermittel beantragt worden, und die InitiatorInnen müssen sich bei solchen Dimensionen der Umgestaltung in Geduld üben und einen langen Atem bewahren. Auch wenn das Projekt (über)örtliches Interesse erfährt, müssen (langfristige) MieterInnen gefunden werden, die das Kulturhaus dauerhaft und auf verschiedenen kreativen Ebenen mit Leben füllen.