Leipzig, Sachsen, Stadt Leipzig

Schacht Dölitz, Leipzig

Ein Industriegebiet mit Grüngürtel im Leipziger Süden: Der Schacht Dölitz zählt zu einem der letzten Zeitzeugen des europäischen Braunkohletiefbaus. Die interessante Kleingliedrigkeit der Schachtanlage soll in einem Konzept der niederschwelligen Instandsetzung die Schaffung erschwinglicher Ateliers und Werkstätten ermöglichen und den Ort wieder lebendig werden lassen. Auch als Stätte für kulturelles Begegnen vermag die Schachtanlage das Identitätsvakuum der einst stolzen Bergbausiedlung Dölitz zu füllen.

Das Objekt

Das historische Herzstück der Anlage bilden die denkmalgeschützten obertägigen Gebäude des ehemaligen Braunkohleschachtes, bestehendaus dem Schachthaus mit Fördergerüst, einem ehemaligen Kohlebunker, Sozialanbau (Kaue) und Maschinen- bzw. Kesselhaus. Mittelfristig als kreative Produktionsstätte umwandelbar ist der ehemalige Kohlebunker „Neue Sortierung“ direkt an der Friederikenstraße im Leipziger Stadtteil Dölitz gelegen.. Dieses Gebäude wurde nach Aufgabe der Kohleförderung von der Oberen Bergbaubehörde der DDR komplett umgebaut und bis in die 80ger Jahre als Labor-, Archiv-, und Büroraum genutzt.

Die Lage

Dölitz liegt im Süden Leipzigs, ca. 6 km vom Stadtzentrum entfernt. Damit befindet sich der Schacht zwischen Connewitz im Norden und Markkleeberg mit dem Leipziger Neuseenland im Süden. Per Straßenbahn ist das Leipziger Zentrum in ca. 20 Min. erreichbar. Die Makrolage ist geprägt von Natur und Parks und kaum bebaut, da sich die Siedlungsflächen nur um die weiten, ehemaligen Senkungsfelder des Untertageabbaus der Braunkohle ausdehnen konnten. Heute finden sich hier der Landschaftspark Lößnig und noch immer bewirtschaftete Agrarflächen und Kleingartenanlagen. Ein Industriegebiet mit Grüngürtel in relativer Zentrumsnähe. Ein reizvolles Kuriosum!

Der Ort

Das Ensemble mit dem Förderturm ist Teil der „Mitteldeutschen Straße der Braunkohle“ und das vergessene Wahrzeichen von Dölitz, der ehemaligen „Energiezelle“ Leipzigs. Das kleine Industriegebiet bietet Nachfolgeunternehmen der Rohstoffgewinnung, einem Ausbildungszentrum in privater Trägerschaft, Unternehmen der Lagerlogistik und einer Internationalen Spedition einen verkehrsgünstigen Standort.

Die Menschen

Derzeit werden verschiedene Nutzungskonzepte für die „Neue Sortierung“ geprüft, die insbesondere Kleingewerbetreibende im Kreativsektor im Fokus haben. 1. Aufteilung der Obergeschosse in Kleinateliers anhand der derzeitigen Raumaufteilung für KünstlerInnen, KunsthandwerkerInnen, ArchitektInnen, DesignerInnen und Coworking-Spaces für Freelancer. 2. Etablieren eines Produktions-Clusters für Musikschaffende durch teilweises Entkernen der Obergeschosse.  AlsRaum-Modulen könnten akustisch isolierte Studio-/Proberäume entstehen. Nach Maßnahmen der Zugangssicherheit des rückwärtigen Sozialbaus kann ein akustisch hervorragend geeigneter Aufnahmesaal in Verbindung mit einem Tonstudio dieses Konzept ergänzen. In beiden Konzepten soll  MieterInnen die Nutzung des imposanten Erdgeschosses des einstigen Kohlebunkers offenstehen als kommunikativer Mittelpunkt für kulturelle Veranstaltungen in Form von Ausstellungen, Symposien, Lesungen und Konzerten. Im Rahmen der derzeitigen Zwischennutzung wurden hier bereits in Kooperation mit der HGB und Leipziger Kulturvereinen interessante Projekte verwirklicht. 3. Sollte sich in der jetzigen Konzeptfindungsphase eine langfristige Nutzungsperspektive eines potentiellen Mieters eröffnen, sind die Eigentümer dafür offen, Investitionspläne mit einem potentiellen Ankernutzer abzustimmen. Diesbezüglich gibt es parallel zu 1 und 2 eine Studie der Nutzbarkeit von weiteren Bereichen des Ensembles als Archivraum in Public Private Partnerships. Aufgrund der öffentlichen Finanzlage wird diese Option derzeit nicht  weiterverfolgt.

Leben und Arbeiten vor Ort

Konzepte von Wohnen und Arbeiten an diesem Ort sind nicht zu realisieren. Zum einen wegen der bisher noch fortbestehenden Bindung der Flächen als Industriegebiet, zum anderen wegen brandschutztechnischer Einschränkungen.

Zukunft vor Ort

Die hohen denkmalbedingten Sanierungsaufwendungen nicht wirtschaftlich erschließbarer Bereiche erfordern langfristige Förderzusagen, die unter den gegeben Umständen nicht zu erwarten sind. Da bisher nur Aktivierungs- und Sicherungsmaßnahmen aus Eigenmitteln erbracht wurden, ist der Erhaltungsstatus weiter gegeben und weiterhin finanziell abgesichert. Der Entwicklungs-Zeitplan ist derzeit aber ausgesetzt.

Besonderheit

Der besondere Reiz des Ortes ist durch die Veränderung desselben gemäß der spezifischen Erfordernisse entstanden (industrielle Revolution, Kriegsjahre, Planwirtschaft mit Verschleiß, Verfall durch Leerstand, neue Sinnstiftung). Form follows Function machte den Schacht Dölitz zu dem, was er heute ist, auch indem er seine Funktion verloren hat und teilweise verfallen ist. Diese Metamorphose soll konserviert und nach der Teilsanierung weiter sichtbar bleiben.

Herausforderungen

Das Verhältnis geringer Grundfläche zur Höhe stellt eine besondere planerische Herausforderung dar. Da nach der Wende alle relativ unaufwändig für eine Nachnutzung zu erschließenden Bereiche des Bergbauareals vom damaligen Eigentümer Freistaat Sachsen vermarktet wurden, blieb das kulturhistorisch wertvollste Herzstück der Schachtanlage auf einem problematisch zusammengestutzen Grundstück zurück. So sind die ältesten hinteren Teile des Kernensembles nur sehr eingeschränkt für eine öffentlichen Nutzung zu erschließen.
Bild von Schacht Dölitz, Leipzig

Fakten

Status:Unsaniert,  statisch gesichert, in Teilbereichen Zwischennutzung durch Eigentümer
Zeitplan:Frühestens Mitte 2023
Engagement:Private Eigentümergemeinschaft
Grundstücksgröße:ca. 2.350 qm
Gebäudetypen:Vorwiegend historische Industriebauten in Stahlfachwerk-konstruktion (1902-1930) sowie aus den Aufbaujahren der DDR (50er-60er) in einfacher massiver Bauweise.
Inhaberin:Mörsberger & Naffin GbR
Infrastruktur:Gut erschlossen

Kontakt

Mörsberger & Naffin GbR
Grundstücksgemeinschaft

Objektadresse:
Schacht Dölitz
Friederikenstraße 60
04279 Leipzig

Unternehmensstandort Berlin
Josef-Nawrocki-Str.3
12587 Berlin
Tel: 030 51305397